Eine ECHTE Kopie

Foto: Olaf M. Teßmer, Vorderasiatisches Museum Berlin

 

Wie versprochen, werfen wir heute erstmals einen Blick auf die Objekte, die in der Ausstellung zu sehen sein werden. Es sind viele, sehr viele. Und bei einigen ist noch nicht endgültig geklärt, ob sie am Ende den Weg nach Berlin finden werden. Mal sind es Schwierigkeiten bei den Formalitäten, wie etwa der Ausfuhr und sehr strenge Auflagen der Leihgeber. Aber auch die Gefährdung des Objekts durch einen Transport muss genau abgewogen werden.

Für Archäologen ist die Arbeit aber nicht nur mit den Originalen, sondern auch mit Kopien tägliches Geschäft. Und sie sind, was ihre Aussagekraft angeht, dem Original durchaus gleichgestellt. Sofern die Kopien wirklich exakt gemacht sind, arbeiten Archäologen, Epigraphiker oder Historiker in aller Welt auch mit Nachbildungen. Sie transportieren ebenso wie das antike Artefakt Wissen und stehen an mehreren Orten zur Verfügung. Ansonsten wäre es vielen Forschern verwehrt am dreidimensionalen Objekt zu arbeiten.

In Berlin-Charlottenburg werden mit die hochwertigsten Kopien von antiken Originalen in der Gipsformerei hergestellt. Der Betrieb gehört zu den Staatlichen Museen zu Berlin und besitzt von jedem der Berliner Originale eine Abgussform sowie den ersten Originalabguss. Letzterer ist Vorbild für alle weiteren Kopien, die erstellt werden. Er ist eine exakte Kopie auch der Fehlerhaftigkeit des Originals und der Farbgebung.

Das Original von “Barrakib und sein Schreiber” datiert um 730 v. Chr. und ist fest in die Dauerausstellung integriert. Nicht nur, was seine Bedeutung angeht. Sondern auch rein physisch. Da das Relief fest im Pergamonmuseum verbaut ist, würde die Ausleihe dieses Objekts die Zerstörung von Museumsarchitektur voraussetzen, was deshalb natürlich nicht in Frage kommt.

Dennoch ist das Stück von einiger Bedeutung für die Sonderausstellung. Auf der Reliefplatte aus der Burg von Sam’al ist eine Szene aus dem höfischen Leben dargestellt. Hier tritt der Schreiber vor den König Barrakib, der als “Baal von Harran” bezeichnet ist. Zwischen beiden Figuren erscheint eine Mondsichel. In einer Ausstellung über “Jenseits des Horizonts” spielt neben der Entwicklung der Schrift und deren Bedeutung als Wissensspeicher auch die Vorstellungswelt von am Himmel zu beobachtenden Phänomenen wie dem Mond, der Sonne oder auch Blitz und Donner eine Rolle. In Absprache mit der Gipsformerei wird nun die “Originalkopie”, also das Model, das für alle zukünftigen prägend ist, ausgeliehen. Und es wird dem Original alle Ehre machen.