Der Vorstellungsreigen ist noch nicht beendet. Seit wenigen Monaten arbeitet Lisa Quade für die Topoi Ausstellung. Sie ist Diplom-Museologin und hat sich netterweise Zeit genommen, um Hinter den Kulissen ein paar Fragen zu beantworten.
Hallo Lisa, danke für deine Zeit. Könntest du uns zu Anfang bitte kurz erklären, was eine Registrarin so macht?
Der Verband der Registrare in Deutschland beschreibt die Aufgabenfelder eines Registers wie folgt: “Die Stelle des Registrars übernimmt in selbständiger und eigenverantwortlicher Arbeit spartenübergreifend eine Fülle von Funktionen aus allen Sachbereichen des Museums mit dem Ziel, die Abwicklung und Organisation von Ausstellungen, Veranstaltungen, Leihverkehr etc. fachtechnisch und wirtschaftlich zu fokussieren und terminlich zu koordinieren. Die vielfältigen Aufgaben, die häufig äußerst termingebunden (Eröffnung etc.) zu erledigen sind, bedingen zumeist eine enge Kooperation und Abstimmung mit allen Verantwortlichen der anderen Bereiche und Projekte (Direktion, Kunstwissenschaftler, Restauratoren, Sammlungsverwalter, Ausstellungstechnik, Verwaltung), mit dem Ergebnis der Entlastung und Freisetzung von Kapazitäten für andere spezifische Aufgabenstellungen”. Quelle: http://www.registrars-deutschland.de/berufsbild.html
Das heißt für mich konkret:
- die Koordinierung des Leihverkehrs (Einhaltung aller konservatorischen Bedingungen, Versicherung etc.)
- die Organisation der Objekttransporte (Ausschreibung eines Transportunternehmens, Korrespondenz, Disposition von Terminen, Planung der Objekteinbringung, Betreuung der Kuriere etc.)
- die Pflege der Objektdatenbank und der Objektlisten
Stell dir vor, du würdest im Jahr 2222 leben und könntest dir wünschen, welches Hilfsmittel zur Erleichterung deiner Arbeit erfunden sein könnte, was wäre das?
Die Frage ist zu schwierig! Vielleicht: Ein System, das einen kompletten elektronischen Datenaustausch ermöglicht, sodass man viel Papier spart. Aber da das gar nicht mehr so weit von der Realität entfernt ist (es gibt ein tolles elektronisches Datenaustauschformat namens LIDO), ist diese Erfindung für das Jahr 2222 wohl zu unspektakulär…
Was macht dir am meisten Spass?
Die Korrespondenz mit verschiedenen Mitarbeitern aus den Museen in ganz Deutschland, sowie in Frankreich, Italien, Dänemark und GB. Es ist toll auf diese Weise Einblick in so unterschiedliche Orte zu bekommen. Und zumeist sind das ja auch wichtige Museen, die tolle “Schätze” beherbergen. Außerdem natürlich das Kennenlernen neuer Objekte und der spannenden Geschichten, die sie erzählen.
Woran arbeitst du gerade ganz konkret?
An einer ganzen Menge. Aber gerade diese unterschiedlichen Aufgaben machen den Beruf sehr abwechslungsreich und spannend. In erster Linie natürlich an der Bearbeitung von Leihverträgen. Dazu kommt die Organisation und Koordination des Ausstellungsaufbaus, d.h. die fristgemäße Anlieferung aller Leihnahmen und die Planung ihrer fachgerechten Anlieferung. Als Laie kann man sich vielleicht nur schwer vorstellen, was hier alles noch dranhängt. Aber es ist eine Menge. Wie etwa die Abfrage von sicherheitsrelevanten Anforderungen, die das Objekt stellt, die Buchung einer auf Kunst spezialisierten Transportfirma, und das Finden von Restauratoren, die uns beim Ausstellungsaufbau und beim Abbau unterstützen. So kann man beispielsweise am Museum nur anliefern lassen, wenn das lange vorher angemeldet ist. Mit Uhrzeit, Datum und Personen die kommen. Auch das Kennzeichen des Lieferfahrzeuges wird abgefragt. Das kann mitunter schon recht schwierig sein, wenn man hierfür eine Kunstspedition gebucht hat, der ungefähr 200 Autos hat und erst am Tag der Anlieferung sagen kann, wer fahren wird. All das mache ich natürlich nicht allein, sondern in enger Abstimmung mit den Kuratoren und Restauratoren der zuständigen Fachsammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin wie Antikensammlung, Ägyptisches Museum, Museum für Islamische Kunst, Museum für Vor- und Frühgeschichte sowie dem Vorderasiatischen Museum und dem Ausstellungsbüro der Generaldirektion der SPK!
Das ist alles das Tagesgeschäft. Hinzu kommt, das ich ab Mitte / Ende Mai unseren Facebook-Auftritt erstellen werde. Und während die Ausstellung läuft, unterstütze ich meine Kolleginnen beim reibungslosen Ablauf des Begleitprogramms.
Welches ist dein Lieblingsraum in der Ausstellung, derzeit? Und warum?
Oh, das ist Raum 8: “Götter und Heroen durchwandern den Raum”. Ich finde die Aneignung des Raumes durch Mythen faszinierend. So werden die Reisen des Herakles oder des Gilgamesch erzählt und der ägyptische Sonnengott reist in einer Barke durch die nächtliche Unterwelt.
Wenn du nichts mit Ausstellungen zu tun hättest, welches Thema würdest du dir für diesen Blog noch wünschen?
Ich merke wie meine Freunde, die nichts mit Ausstellungen zu tun haben, den Aspekt Ausstellungsarchitektur sehr spannend finden. Es existiert wohl die Vorstellung, dass Kuratoren allein für das Design einer Ausstellung zuständig sind. Die Kommunikationsprozesse und das Abgleichen der verschiedenen Vorstellungen über die Umsetzung von Ideen sind aber gerade sehr interessant. Aber da der Architekt ja noch vorgestellt wird, weiß ich nicht was ich mir noch wünschen könnte.
Danke für dieses Interview. Nächstes Mal werden tatsächlich die Architekten von res d zu Wort kommen und sie haben spannendes zu erzählen.