Zum Schluss unserer kleinen Interviewreihe stellen wir die Architekten und Designer von res d vor. res d wurde beauftragt, das inhaltliche Konzept der Ausstellung Jenseits des Horizonts in Design umzusetzen. Was dafür alles nötig ist, erzählen sie im Interview:
– Ein Architekturbüro ist sicher nicht das erste, was das Publikum im Sinn hat, wenn es an eine Ausstellung denkt. Erzählen Sie uns doch bitte kurz, wie diese Verbindung in Ihrem Fall zustande gekommen ist?
Ausstellungen wurden früher nicht in dem Umfang konzipiert und gestaltet wie es heute der Fall ist. Die Museen hatten Bestandsvitrinen und eine textliche Beschreibung zu den Exponaten. Dioramen und Modelle wurden von einzelnen Spezialisten aufwändigst erstellt und dienten dem Museum eine halbe Ewigkeit. Heute gibt es interdisziplinäre Gestalterteams, die das Ausstellungsthema umfangreich und komprimiert bearbeiten. Architekten, Designer, Illustratoren, Multimedia-Spezialisten, Künstler, … Die Art der Ausstellung, das Thema, das Budget – all diese Faktoren bestimmen die Zusammensetzung des Teams. Die relativ junge Disziplin ist deswegen für das Publikum schwer greifbar und passt nicht in das klassische Bild des Architekten oder Designers. res d arbeitet seit mehr als 10 Jahren in diesem Bereich. Wir freuen uns, dass wir immer wieder in spannende Themen eintauchen dürfen, und dabei stets das Gefühl haben etwas Sinnvolles zu tun. Für uns ist die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fachdisziplinen ein Selbstverständnis – unterschiedliche Ideen, Betrachtungswinkel, Gestaltungsansätze. Jedes Thema profitiert von diesem ganzheitlichen Ansatz.
– Was gehört alles zu der Konzeption dazu? Wo wird die Handschrift von res d zu sehen sein?
Wir verstehen uns als Dienstleister und möchten durch unsere Gestaltung die Ausstellungsinhalte unterstützen, sodass die Besucher den inhaltlichen Kontext verstehen. Wir erarbeiten gemeinsam mit den Kuratoren einen dramaturgischen Erzählstrang und binden diesen in die Ausstellungsszenografie ein. Viele Themen werden erst durch die Ausstellungsgestaltung verständlich. Wir versuchen dabei stets eine ausgewogene Auswahl an klassischen und modernen Medien zu wählen. Der Grad der Inszenierung ist abhängig davon, wie stark das Exponat “aufgeladen” und in eine Geschichte eingebunden werden muss. Wenn die Besucher in einem Naturkundemuseum vor einem präparierten Pinguin stehen, braucht dieser nicht zusätzlich digital dargestellt werden. Im Gegenteil, die multimediale Inszenierung würde stören. Ein wertvolles Metallstück von 2x2cm sagt den Besuchern ggf. erst dann etwas, wenn sein Fundort und die Bedeutung transportiert wird. Das Exponat muss zum Leben erweckt werden. Es wird Teil einer spannenden Geschichte. Darüber hinaus kontextualisieren wir die Exponate, um die Besucher auf Aktualität und Bedeutungstiefe einzelner Themen hinzuweisen und dafür zu begeistern.
– Eine Ausstellung ist ja immer Gemeinschaftsarbeit, wie viele Personen bei res d sind an “Jenseits des Horizonts” beteiligt?
Wir sind 8 Personen im Kernteam. Wir nutzen die Kontakte zu anderen Gestaltern und ergänzen das Kernteam wenn eine Ausstellung spezielle Anforderungen an uns stellt, die nicht zu unserem Tagesgeschäft gehören.
– Worin liegt die besondere Herausforderung in der TOPOI Ausstellung?
Die Ausstellung Jenseits des Horizonts stellt eine Fülle von komplexen Themen in einen inhaltlichen Gesamtkontext. Dies bedeutet, dass besondere Anforderungen an die Gesamtdramaturgie zu stellen sind, damit die Besucher einen spannenden Rundgang erleben können. Komplexe Sachzusammenhänge – wie beispielsweise das Funktionsprinzip einer Kreisgrabenanlage zur Bestimmung der Sommer- bzw. Wintersonnenwende – verständlich zu transportieren, stellt eine Herausforderung dar. Die Topoi-Ausstellung ist keine gewöhnliche Themenausstellung sondern eine Wissenschaftsausstellung in einem anspruchsvollen ästhetischen Kontext. Herausragende Exponate alter Kulturen und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse finden sich in einem Gesamtkonzept.
– Erzählen Sie uns ein bisschen über ihr Büro und über sich.
Unsere Schwerpunkte liegen in den Bereichen Corporate Design und Ausstellungsgestaltung. Beide Bereiche setzen ein analytisches Vorgehen mit unterschiedlichen Themenwelten voraus. Wir tauschen uns regelmäßig aus und legen sehr viel Wert auf die Visualisierung erster Ideen. Dabei kommt es nicht darauf an welche Technik verwendet wird. Ein interessantes Buch, Moodboards, Mindmapping, Skizzen. Es geht vorerst um Inspiration und Brainstorming. Danach werden die Ideen gefiltert, verworfen, konkretisiert, getestet, … – somit investieren wir anfänglich viel Zeit, sind im fortlaufenden Prozess dann jedoch umso sicherer und stehen hinter unseren Ideen. Wichtig ist, dass alle Teammitglieder auf einem Nenner sind und die Kernaussage mittragen, damit in der Realisierungsphase alle Beiträge ein einheitliches Gesamtbild ergeben.
– Erlauben Sie uns schon einen kurzen (vielleicht auch unscharfen Blick) in Ihr Büro? Woran arbeiten Sie gerade? Unsere Leser sind sehr gespannt.
Wir bereiten gerade eine Ausstellung zur Präsentation süd- und mesoamerikanischer Sammlungsobjekte der Familie Ludwig im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln vor. Für das Jagdschloss auf Rügen konzipieren wir gemeinsam mit einem Partnerbüro die neue Dauerausstellung. Des Weiteren erarbeiten wir Ausstellungskonzepte für die Sternwarte in Solingen und den Außenbereich im Neanderthal Museum in Mettmann. Wir arbeiten an der Schnittstelle von Architektur und Corporate Design und generieren individuelle Lösungen. Wir planen und realisieren ein Bürogebäude und entwickeln Corporate Designs für klassische Firmenauftritte. All diesen Arbeitsfeldern ist eines gemeinsam: Es sollen Kernaussagen und Inhalte konzeptionell in Erscheinung treten, so dass die Nutzer deren Wertigkeit und Bedeutung verstehen können – und letztlich Spass daran haben.
Vielen Dank für dieses Interview. In der nächsten Woche gibt Jenseits des Horizonts – Hinter den Kulissen einen ersten Einblick in die Welt der Objekte. Es bleibt also spannend.