Die Beobachtung des Raumes und der Gestirne, der Blick zum Horizont war in den Kulturen der Alten Welt von großer Bedeutung. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlagen, die ab ca. 4800 v. Chr. in Mitteleuropa errichtet werden. Über ihre Positionierung im Raum ergibt sich häufig ein konkreter Bezug zu Horizontbeobachtungen. Denn mit ihrer Struktur aus Graben, Wall, Palisaden und einzelnen Durchlässen sind sie so in der Landschaft errichtet, dass sich Blickachsen auf markante Punkte und astronomische Phänomene am Horizont ergeben. So konnten in der Anlage von Ippesheim in Mittelfranken Sommer- und Wintersonnenwende sowie weitere Gestirnsauf- und untergänge abgelesen werden.
Vorrausetzung für den Bau der Anlagen müssen langfristige Horizontbeobachtungen genau an diesen Plätzen gewesen sein. Deren Umsetzung in monumentale Architektur war eine Gemeinschaftsleistung. Als zentrale Orte erfüllten die Kreisgrabenanlagen eine wichtige soziale Funktion; gleichzeitig setzen sie bestehendes Wissen in Architektur um.