Aus dem Weltraum auf den blauen Planeten zu blicken und sich in Länder und Städte hineinzoomen, das ist heute eine ganz vertraute Ansicht der Erde. Der Mensch in der Antike konnte das nicht. Allenfalls von Bergen oder Türmen konnte er hinunterblicken, einen Ausschnitt sehen, nicht aber seine Welt aus der Vogelperspektive betrachten. Dennoch schuf er zahlreiche Bilder von Städten und Ländern. Er zeichnete Stadtpläne maßstäblich getreu und er ordnete sein Wissen über die Welt in Listen von Städten und Völkern. Fast alle diese Formen der Orientierung und Darstellung von Räumen nutzen wir noch heute.
Dass viele Darstellungen der Welt dennoch nicht unseren Sehgewohnheiten entsprechen, zeugt nicht vom Unvermögen der Kartographen. Karten haben immer ganz bestimmte Funktionen und spiegeln ein sehr konkretes Weltbild wider. Babylon kann so per Karte zum “Nabel der Welt” erklärt werden, in Ägypten zeichnet man Bilder einer fiktiven Jenseitstopographie und auf einer römischen Straßennetzkarte ist die Darstellung des gesamten Mittelmeeres dem Format einer Schriftrolle angepasst. Eine Mosaikkarte rekonstruiert ein literarisch überliefertes Bild des Heiligen Landes und erfindet dabei eine sakrale Topographie.