Die Zukunft vorherzusagen und Prognosen abzugeben, ist Angelegenheit von Spezialisten. Ihre Aufgabe war es, ein entsprechendes Zeichen – ein Omen – zu erkennen, zu lesen und zu deuten. Dabei folgten sie festgelegten Verfahren und Regeln, um Vorzeichen und Ereignisse zu interpretieren. Die Zeichen selbst sind somit noch keine Vorhersage. Erst im Zusammenhang mit einer Regel konnte der Spezialist den Zeichen eine Aussage entnehmen.
Zu den wichtigsten Bedingungen gehörte es, den Raum bzw. Ort der Beobachtung genau festzulegen. In Griechenland gab es berühmte Orakel, die an Orte gebunden waren, wie Delphi oder Dodona. Im Alten Orient waren es bestimmte Bereiche der Eingeweide geschlachteter Tiere, die für die Experten lesbare Zeichen aufwiesen. Auch aus Gestirnskonstellationen konnten die Spezialisten Aussagen ableiten.
Die in allen Kulturen der Alten Welt praktizierte Zeichendeutung diente der praktischen Lebenshilfe für den Einzelnen bis hin zur Entscheidungsfindung ganzer Gemeinschaften. Auch wenn uns vieles daran heute ungewöhnlich erscheint, so war dieser Bereich in der Antike hoch angesehen und mit eigener Methodik ausgestattet. Moderne prognostische Wissenschaften stehen ihm in ihrem Gültigkeitsanspruch in nichts nach.