Prozessionen bildeten in der Alten Welt einen festen Bestandteil von Alltag und Fest. Zahlreiche Darstellungen auf antiken Vasen, Wandmalereien und Reliefs bilden Menschen mit Opfergaben, Opfertiere und Kultpersonal, Grabprozessionen und Triumphzüge ab. Inschriften und Textquellen schildern diese Prozessionen, die den Raum durchziehen und gleichsam strukturieren. Sie führen zum Heiligtum vor der Stadt, umrunden oder durchschreiten die Städte und können bisweilen mehrere Tage andauern.
Neben den erhaltenen Darstellungen gewinnen wir über Liedtexte und Melodien, Nachbauten antiker Musikinstrumente und Rekonstruktionen der zurückgelegten Wegstrecke eine Vorstellung der Klangräume, die einst bei den Ritualen entstanden.
Eine der bekanntesten griechischen Prozessionen war die sogenannte Pythais von Athen zum Heiligtum des Apollon in Delphi, die ursprünglich nur stattfand, wenn bestimmte Himmelszeichen zu festgelegten Zeiträumen beobachtet werden konnten. Während der fünftägigen Prozession wurde eine Wegstrecke von rund 160 Kilometern zurückgelegt, die durch Stationen und Musik strukturiert war. Bei der Ankunft in Delphi wurden Hymnen zu Ehren des Gottes gesungen, die uns inschriftlich überliefert sind.