Das erste Ausstellungsobjekt hat die heiligen Hallen des Pergamonmuseums erobert!!!
Nur noch zwei Wochen bis zum Aufbau der Ausstellung. Alle arbeiten unter Hochspannung, damit nun nichts mehr schief gehen kann. Und dazu gehört eben auch, dass Ausstellungsobjekte endlich angeliefert werden. Dabei ist das erste natürlich immer etwas Besonderes: Die Madabar-Karte.
Im Jahre 1884 wurde im jordanischen Madaba ein Bodenmosaik entdeckt, das heute als Madaba-Karte bekannt ist. Das ursprünglich ca. 7×21 m große Mosaik schmückte einst den Boden der spätantiken Kathedrale und wurde im 19. Jahrhundert in den Neubau der St. Georgskirche integriert.
Karten gehören zu einer Ausstellung über Raum wie Räder an ein Auto. Sie zeigen das Weltgefüge in ihrer Entstehungszeit mit all dem bereits vorhandenen Wissen wie auch seinen Fehlstellen. Extra für Jenseits des Horizonts wurde in der Mosaikschule in Madaba der Ausschnitt einer Karte angefertigt. Bereits dieser hat eine Größe von 3 x 4 Metern und wurde in Platten zerlegt angeliefert. Vor Ort werden die Einzelteile von einem Restaurator zusammengesetzt.
Die Karte selbst ist zentral für die Ausstellung. Sie wird im größten Ausstellungsraum montiert werden und soll darstellen, dass Karten nicht einfach Raum und das über ihn verfügbare Wissen repräsentieren, sondern auch Vorstellungen von Raum. Darüber hinaus ordnen und interpretieren Karten den Raum, als sie von ihrem Hersteller erfordern, die Gedanken “in Kartenform” zu bringen. Nicht umsonst gibt es das geflügelte Wort vom “Er sieht sich als Mittelpunkt der Welt”.
Die Mosaikkarte aus Madaba bildet eine religiöse Landschaft ab: Dabei werden beispielsweise bei der Region um den Jordan die Landschaften mittels christlich-jüdischer Bezüge visualisiert. Die einzelnen Orte verweisen auf Stätten aus dem Alten und – seltener – Neuen Testament.
Bei der um die Mitte des 6. Jahrhunderts entstandenen Karte handelt es sich um die älteste kartographische Darstellung des Heiligen Landes, deren Detailreichtum und Genauigkeit an heutige Kartendarstellungen heranreicht. Der heute erhaltene Ausschnitt zeigt die Region beiderseits des Jordan und des Toten Meeres, im Süden sind der Sinai und das Nildelta zu sehen.
Dabei ist die Perspektive der Madabakarte für moderne Betrachter ungewöhnlich: man blickt aus der Vogelperspektive Richtung Osten, so dass der von Norden nach Süden fließende Jordan auf der Karte von links nach rechts verläuft und sich das Nildelta in der äußeren rechten Ecke des Mosaiks befindet.
Die Karte enthält zahlreiche geographische und topographische Details, die vielfach durch Inschriften kommentiert sind. Insgesamt sind rund 150 Städte, Dörfer und kleine Siedlungen dargestellt, außerdem Einzelbauten wie Kirchen, Thermen, Zisternen sowie aus dem Alten und Neuen Testament bekannte biblische Stätten.